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Wallenstein

Veranstaltungstipp

Finstere Zeiten sind angebrochen in Wallensteins Lager. Der Nebel wabert, bedrohliche Klänge schwellen an, und von der Decke hängt ein halber Pferdekorpus, um den die halbnackten Vasallen schleichen wie hungrige Wölfe. Hat sich was mit Kadavergehorsam. Der kaiserliche Oberbefehlshaber Wallenstein, Feldherr im Dreißigjährigen Krieg, sitzt daneben im Lehnstuhl, angespannt bis in die letzte Muskelfaser. Zerrissen ist er zwischen Treue zum Kaiser und Neigung zum Verrat, zwischen Schicksalsdeutung in den Sternen und den irren irdischen Ränken. Einer, der rasend um sich selbst kreist, den Durchblick verloren hat und sich am Ende konsequenterweise selbst zu Fall bringt. So jedenfalls beschreibt ihn Schiller in seinem „dramatischen Gedicht“, das bis heute eine Kanon-Königsübung für Theater ist. Vor knapp zehn Jahren ging in Berlin ja die spektakuläre „Wallstein“-Inszenierung von Peter Stein in einer ehemaligen Neuköllner Brauerei mit Klaus-Maria Brandauer in der Titelrolle über die Bühne. Annähernd zehn Stunden dauerten diese Text-Exerzitien mit Mantel und Degen damals. Regisseur Michael Thalheimer kommt an der Schaubühne mit nur drei pausenlosen Stunden aus. Er gilt ja als Künstler, der Stücke nicht nur gekonnt verdüstert, sondern ihnen auch so lange allen dramatischen Zierrat abschlägt, bis der rohe Kern sichtbar wird: im Falle von „Wallenstein“ das brutale Machtspiel namens Politik. Entsprechend wird der redselige erste Teil arg gerafft und das Drama in Richtung Tod forciert. Ingo Hülsmann – vor Zeiten auch der Faust in Thalheimers Goethe-Inszenierung am DT – gibt seinen Wallenstein auf der vergitterten Bühne von Olaf Altmann als aggressiven Zauderer, der zwischen tausend Fragen gefangen ist. Soll er sich mit den Schweden verbünden? Den Kaiser hintergehen? Den eigenen Generälen vertrauen? Eine Schlacht ohne Ausweg wird hier geschlagen, daran lässt diese bestürmend bildmächtige Inszenierung von Beginn an keinen Zweifel. Wie sagt es Walleinstein? „Die bösen Geister fordern ihren Zoll“.

Patrick Wildermann

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