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Foto: norton.commander.productions
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Robinson Crusoe

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Da hat der Wilde aber Glück gehabt! Wäre nicht der schiffbrüchige weiße Mann gekommen und hätte ihm die Segnungen der Zivilisation gebracht, würde er noch immer nackt über die Insel laufen und sich von Menschenfleisch ernähren. Aber Robinson findet in Freitag einen gelehrigen Schüler, der sich fügsam den Kannibalismus abgewöhnen lässt: „Ich hatte ihm nämlich begreiflich gemacht, dass ich ihn niederschießen würde, wenn er sich erfreche, sein Verlangen zu befriedigen“.

Der Roman „Robinson Crusoe“ des Briten Daniel Defoe aus dem Jahr 1719 ist der Insel-Abenteuer-Klassiker schlechthin. Und aus heutiger Perspektive so ziemlich die haarsträubendste und blutrünstigste Kolonialgeschichte, die sich denken lässt. Keinesfalls für Kinder geeignet. Es sei denn, man findet einen so frischen und pfiffigen Zugriff auf den Stoff wie die Gruppe norton.commander des Regie-Paars Harriet und Peter Meining im Theater an der Parkaue.

Bei ihnen treten Robinson und Freitag (Hagen Löwe und Christian Wittmann) als Pingpong spielendes Showduo auf, das seit 300 Jahren mit seiner Erfolgs-Geschichte hausieren gehen muss. An Wänden ihres arg verrümpelten Hobbykellers (tolle Bühne der Meinings!) hängen die schönsten Crusoe-Plakate aus alten Tagen. Zum Beispiel vom Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater. Das zeigt den ergebenen Diener Freitag, der seinen sonnenbeschirmten Meister auf dem Buckel trägt.

An der Parkaue, wo die Öffnung zur freien Szene Programm ist, wird die Robinsonade dagegen auf der Höhe der Zeit erzählt – auch technisch. Ein flugs auf der Tischtennisplatte aufgeschüttetes Eiland nebst Palisaden-Wehr wird zum live gefilmten Miniatur-Set der Schiffbruch-Story. Was eine Fülle perspektivischer Finessen ermöglicht. Den Künstlern glückt es in ihrer dritten Arbeit an der Parkaue (für Menschen ab 9!), die Vorlage gleichzeitig originell zu erzählen und angemessen zu ironisieren. Großartig das denkbar abenteuerferne Schlussbild. Es zeigt Crusoe und seinen Kollegen als Passagiere eines gigantischen Kreuzfahrtschiffs. Ziel Robinson-Club?

Patrick Wildermann

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