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Wie geschnmiert!

Veranstaltungstipp

Mit Wie geschmiert! ist dem Traditionskabarett der Distel am Bahnhof Friedrichstraße wieder ein Wurf gelungen. 100 Minuten lang drücken Dagmar Jaeger, Stefan Martin Müller und Michael Nitzel nonstop auf jede erreichbare Lachtränendrüse bis der Arzt kommt. Thema des pädagogisch wertvollen Abends ist eine Berufsgruppe, deren Namen jeder kennt, von der aber niemand genau weiß, was sie eigentlich tut: Die Lobbyisten. 5000 davon sollen frei in der Berlin-Brandenburger Wildbahn herum laufen. Seltsam, dass es noch keine Lobby der Lobbyisten gibt. Was ein Lobbyist ist, wie und wo er diskret Einfluss nimmt, Ausbildung, Lehrzeit, Paarungs- und Sozialverhalten, seine Sprache, welche gesamtgesellschaftlichen Schäden er verursacht und welche soziopsychologischen Risiken auf ihn lauern, haben Martin Maier-Bode und sein Rechercheteam zusammengetragen und in spannenden Dokuszenen zur besten Sendezeit für die ganze Familie anschaulich aufbereitet.

Eine spannende Kriminalhandlung hilft, die geistgerecht portionierten Informationsbrocken ohne Beschwerden zu sich zu nehmen und zu verdauen. Das Aktionsbündnis für Antilobbyismus hat sich in das Computernetzwerk des Feindes gehackt und zwei gegensätzliche Exemplare der Spezies in einen Hinterhalt beim Nobelitaliener gelockt. Dort geht es rund. Informationen sind die Waffe des Digitalzeitalters. Die Medienrevolutionäre drohen brandgefährliches Material in den Datenstrom einzuspeisen, sollten die beiden Netzwerker ihre Beziehungen nicht spielen lassen, fette Beute ins Spinnennetz der Antilobb zu locken. Als die Wichtigen vom Papst bis Merkel, die sich auf Ferkel reimt, versammelt sind, stellt sich heraus, dass die Anarchie – Kunststück! – auch keinen Plan zur Rettung der Welt hat. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als sich brav in der Schlange vor der Politparty anzustellen und zu hoffen, dass der Türsteher sie reinlässt ins warme Establishment.

Tolles Programm mit einem berührenden Mario Draghi als Augsburger-Puppen-Mario-Nette. Boris Kehrmann