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DUMMY lab

Veranstaltungstipp

Stellen Sie sich vor, der Mensch aus dem Kreis und dem Quadrat – den Leonardo in seiner berühmten Federzeichnung festhielt – steigt aus dem Kreis heraus, versetzt diesen in schwingende, tanzende Bewegung, springt wieder hinein, dreht sich und tanzt über eine dunkle Bühne. Die Show „Dummy lab“, die seit Februar im „Chamäleon“ zu sehen ist, zeigt solche unglaubliche Verwandlungen des menschlichen Körpers. Was zunächst statisch scheint wird zu Tanz, zu einem präzisen Ablauf genauester Bewegungen.

Nicht nur der Mensch im Rad (Cyr Wheel heißt dies Sportgerät nach dem Artisten Daniel Cyr, der es bei einem Zirkusfestival 2003 in Paris bekannt gemacht hat) überwindet körperliche Grenzen, auch die Kontorsionistin, die sich so biegen, strecken, dehnen kann, dass es scheint, als bestehe ihr Körper aus einer Art dehnbarem Gummi, welches sich elegant und verführerisch in schlangenartigem Tanz fortbewegt.

Doch  „Dummy lab“ ist mehr als die Aneinanderreihung von akrobatischen Höchstleistungen der sechs Artisten. Beeindruckende Live-Musik (Cello, Gesang), Licht und Videoinstallationen verbinden die einzelnen Zirkusnummern zu einer Gesamtchoreographie. Thema ist vielleicht – so suggeriert es der Name des Abends – der „Dummy“, die Puppe also, der künstliche Mensch. Ein solcher, leicht überlebensgroßer Dummy steht in einer Nummer auf der Bühne und die turnerische Akrobatik, die einer der Artisten an, auf, über, mit ihm vollführt, ist atemberaubend. Künstliche Menschen – so empfindet es der der Schwerkraft unterworfene Zuschauer -  scheinen auch die Artisten zu sein, welche sich bei ihren Darbietungen optisch verdoppeln, denn die interaktive Videokunst von Frieder Weiss gibt ihnen weiße Schatten, die sich, leicht zeitversetzt, in gleicher Eleganz über die schräge Bühne bewegen oder fängt sie in Licht-Netzen und -Mustern, welche bei Berührung ihre Form verändern.

Das Zirkus-Laboratorium „Dummy lab“ verführt nicht nur mit Artistik, sondern auch mit Leichtigkeit und Humor:  in den Nummern, in denen die Artisten auf einer Bühne liegend Bewegungen vollführen, welche gleichzeitig auf eine Leinwand projiziert werden, entstehen kleine, komische Geschichten von Mann und Frau. Kurze Schwarzweißfilme, die an Charlie Chaplin erinnern, rührend und komisch – und dabei doch auch wieder von akrobatischer Präzision. Renate Reimers