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The Wyld

Veranstaltungstipp

Um es vorwegzunehmen: "The Wyld"ist für mich die überwältigendste Friedrichstadt-Palast-Revue seit „Rhythmus Berlin“ 2006. Beginnen wir mit der Technik: Die Effekte sind atemberaubend, die Bilder wandeln sich ständig, zitieren Bekann­tes, entwickeln es weiter, dass völlig neuartige Dimensionen entstehen. Es beginnt mit einem Vorprogramm und 10 Minuten in der Staatlichen Ballettschule, bei denen wir durch einen Spiegel sehen, dass das formidable Ensemble zu Teilen aus klassisch ausgebildeten Tänzern besteht, die auch die hohe Schule in Perfektion beherrschen. Dann wechselt die Szene in rasanter 3-D-Anima­tion und rast den Fernsehturm hoch. Auf seiner perspektivisch verzerrt nachgebauten Silberkugel tummeln sich Fahrrad-Equilibristen. Darunter feiert Hip-Hop-Berlin in sexy-leuchtfarbigen Fantasie-Trainingsanzügen Party.

Weiter geht die Tour de Berlin zur Museumsinsel, wo die vier Ukrainer des Kraftakts White-Gothic im römischen Gladiatoren-Outfit mit antiken Bil­derbuch-Körpern eine Nummer von einer Eleganz hinlegen, die ich so noch nicht erlebt habe. Sie gipfelt in einer Kopfbalance im freischwebenden Spagat und einem Akt, in dem der stämmigste der Vier seine drei Kollegen, mindestens 240 kg, stemmt. Die obligate Girls-Reihe wird bereits zum Pausenfinale spendiert. Sie ist in Choreographie, Bühnenbild (einer unsichtbar aus dem Boden wachsenden Treppe, deren roten Stufen im schwarzen Raum wie moderne Kunst aussehen) und Kostüm von einem Raffinement, einer Neuar­tigkeit und Faszination, wie ich sie nirgendwo je gesehen habe.

Der 2. Teil führt in den Nofretete-Saal im Neuen Museum zu einer irrwitzigen Pharaonen-Show. Ikonographisch nicht ganz korrekt gibt sich auch eine 40-armige Sonnengöttin aus Amarna die Ehre. Sie ist tänzerisch und optisch einer der zahllosen Höhepunkte, bevor die Vorbühne in die Höhe fährt und in die Unterwelt des Berliner Nachtlebens. Dann steht der Fernsehturm kopf und das unvergleichliche Equilibristik-Duo Mar­kov fliegt in den Kosmos. Ein Wunder!