Moritz Grove erhält den Daphne-Preis

Gleich von der Schauspielschule weg habe ihn Ulrich Khuon ans Hamburger Thalia-Theater engagiert und von dort mit nach Berlin genommen, erzählt Moritz Grove den Mitgliedern beim Sektempfang der TheaterGemeinde im Kammerspiel-Foyer des Deutschen Theaters. Die haben den 29-jährigen Hamburger schon nach zwei Spielzeiten und zehn Rollen (nicht immer großen) zum interessantesten Nachwuchsdarsteller der Spielzeit 2010/11 gewählt. Die glühende Intensität des schmalen jungen Mannes, der sich gar nicht in den Mittelpunkt spielen muss, um Mittelpunkt zu sein, leuchtete noch in Nurkan Erpulats eher unscheinbaren Inszenierung von Kafkas Schloss hervor.

Erpulat zeigt ohne alle Geheimnistuerei, wie sich junge Schauspieler lesend auf Kafka einlassen, unmerklich in die dort beschriebenen Verhaltensmuster von Ausgrenzung und Autoritätshörigkeit übergleiten und genauso unmerklich wieder aus unserm Blickfeld verschwinden. Kafkas Bericht ist unser Alltag. Nur Kafkas Sprache wirkt da manchmal etwas umständlich und historisch. Was kein Problem für Grove ist. Sein Landvermesser K, der als Gastarbeiter in ein fremdes Land gerufen wird, sich ansiedeln möchte, aber statt seinen eigentlichen Beruf ausüben zu dürfen immer tiefer in der undurchschaubaren Hackordnung der Dorfgemeinschaft sinkt, balanciert auf schillernde Weise auf des Messers Schneide zwischen Distanz und Unmittelbarkeit. Sein Spiel ist umwerfend direkt und zugleich umwerfend distanziert. Niemand kann auf der Bühne so freundlich teilnehmend und zugleich ungläubig zuhören wie er. Diesem Paradox folgt man gebannt.

In seiner Dankesrede für den Daphne-Preis verriet Grove, wie glücklich er sich im Ensemble des Deutschen Theaters aufgehoben fühle und wie stolz es ihn mache, schon am Anfang seiner Karriere mit so vielen hochkarätigen Kollegen zusammenarbeiten zu dürfen. Traute Grandke wies als Vorsitzende der TheaterGemeinde auf den großen Gewinn hin, den Moritz Grove für das Berliner Theaterleben bedeutet. Wir freuen uns auf viele weitere tolle Rollen.