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Cyrill Berndts "Berlin, ick liebe dir!"

Veranstaltungstipp

Siebzig Minuten Berlin für Anfänger. Aber presto presto. Das bietet Cyrill Berndts Solo "Berlin, ick liebe dir!" meist samstags zur besten Vorabendsendezeit im BKA. Hervorgegangen sei das Programm auf Dringen der Kunden aus seinen schreiend komischen Berlin-Führungen für Touristen. So erzählt der Schauspieler-Spross, der die Familientradition fortsetzte und bis zur Schließung am Schiller-Theater wirkte. Was hoffentlich in keinem kausalen Zusammenhang mit einander stand. Auch wir haben die eine oder andere Lachträne vergossen und uns den Kopf zerbrochen, ob Karl-Heinz eine Kunstfigur ist oder Berndts reale Biographie leicht verfremdet erzählt. Er steht leicht verstrubbelt und sprichwörtlich berlinisch gekleidet vor seiner Couch und bombardiert uns mit Informationen. Stopp. Was ist eigentlich „sprichwörtlich berlinisch gekleidet“? Ist ein halb gebügeltes Anzughemd, das hinten heraus hängt und vorne die ansehnliche Bauchfalte im Hosenbund zu verstecken sucht, als gebügelt oder ungebügelt zu bezeichnen?

Das ist es, was Touristen an Berlin cool finden: Die Unbekümmertheit. Arm, aber selig sexy. Anything goes hier. Was alles geht, vermelden täglich die Berliner Intelligenzblätter. Karl-Heinz fasst z.B. Wissenswertes aus der neuesten B.Z. zusammen. Oder auch aus der vom letzten Monat. Sein Programm schürft historisch tief. Sodann erfährt man Wissenswertes über den Dialekt und wie er entstanden ist. Die drei wichtigsten Universalsätze aus „Berlinisch für Anfänger“ kann man mit nach Hause nehmen und gleich unten am Mehringdamm ausprobieren. Der erste lautet: „Det kann ja wohl nich’ wahr sein!“. Die anderen beiden werden nur gegen Entrichtung der Kursgebühr verraten.

Auch sonst empfängt Besucher_in Kopfschüttelnswertes und Anwendbares in hoch konzentrierter Dosis. Damit nichts neben den Nürnberger Trichter fällt, geht im Saal immer wieder das Licht an. Karl-Heinz blüht im spontanen Publikumsdialog auf. Der Berliner ist halt ruppig kommunikativ. Boris Kehrmann