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Opernwerkstatt zu "Vasco da Gama"

Veranstaltungstipp

Die Opern des Berliners Jakob Meyer Beer (1791-1864), der sich in Paris Giacomo Meyerbeer nannte, werden als „Grand Opéra“ angekündigt. Sicher: In seinem letzten Werk, Vasco de Gama, gibt es Chöre und eine gewaltige Sturmszene, es gibt die Handlanger der Inquisition, die den Entdecker des Seeweges nach Indien in den Kerker werfen und ein ausgedehntes Ballett der Eingeborenen auf der Insel Malabar, die von Vascos ehemaliger Sklavin Sélica beherrscht wird. Im Grunde aber führt der Begriff ebenso auf den Holzweg wie der Titel „Die Afrikanerin“, der aus einer früheren Entstehungsphase des „Vasco“ stammt. „Vasco“ ist wie Verdis an ihn anschließende „Aida“ ein Kammerspiel vor großer Kulisse.
Die Hauptfiguren, ein Mann zwischen zwei Frauen, die zugleich Europa und die Kolonien repräsentieren, sind allesamt höchst zerbrechlich. Und so zerbrechlich, feingesponnen, zart ist auch ihre Musik. Groß dimensioniert am „Vasco“ wie an allen Grands Opéras Meyerbeers ist der gesellschaftliche Rahmen, in den der Komponist, der in der Wahl seiner Libretti und ihrer Ausgestaltung heikel war, seine Protagonisten stellte. Seine
Helden scheitern seit den „Hugenotten“ an der Masse. So auch Vasco, den das Werk konsequent mit französischem Prädikat „de“ statt „da“ schreibt. Er ist ein „Spinner“, der nicht ernst genommen, um seine Braut betrogen, in den Kerker geworfen wird. Daraus resultiert seine Unsicherheit, die er durch Ruhmsucht und große Taten bekämpfen will. Doch die Reise ins Herz der Finsternis bringt ihn um den Verstand. Er träumt von ethisch gerechtfertigtem Kolonialismus, verliert sich und betrügt beide Frauen.
Vera Nemirova inszeniert dieses musikalisch atemberaubende und inhaltlich erregende Werk, in dem Meyerbeer seine eigene lebenslange Angst vor der Gesellschaft thematisiert hat, an der Deutschen Oper. Die Opernwerkstatt am 22.9., 18.30 Uhr, verbindet wie immer Einblick in die Probenarbeit und Gespräche mit dem Regieteam. Boris Kehrmann
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