Der Tänzerinnenbrunnen
Der Tänzerinnen-Brunnen, der heute im Garten des Museums steht, ist seit 2024 Teil eines umfangreichen Forschungs- und Vermittlungsprojektes.
Die Geschichte des Brunnens ist untrennbar mit dem Schicksal der Familie des jüdischen Berliner Kunstsammlers Heinrich Stahl (1867-1942) verbunden. 1922 gab Stahl den Brunnen bei Georg Kolbe in Auftrag. Während des Nationalsozialismus wurde die Familie Stahl verfolgt und musste ihr Grundstück, auf dem der Brunnen stand, unter Zwang verkaufen. Wenige Monate nach der Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt, starb Heinrich Stahl dort. Seine Frau Jenny überlebte die Shoah. Der Brunnen galt nach seiner Zerstückelung und Versetzung nach Ende des 2. Weltkrieges lange als verschollen, bis er 1979 in seiner ursprünglichen Form im Garten des Museums wiederaufgebaut wurde. Das Georg Kolbe Museum erkennt den Brunnen als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut an.
Die Theater Gemeinde Berlin entschloss sich seinerzeit, die Sanierung des Tänzerinnenbrunnens im Rahmen ihrer Kultursponsoringaktivitäten zu ermöglichen. Nach Wochen der Arbeit wurde der Brunnen am 18. Mai 2014 im Georg Kolbe Museum festlich wiedereingeweiht und so seit mehr als zehn Jahren der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.
Die Objekt- und Motivgeschichte werfen Fragen nach den Verflechtungen von Kunst und politischen Unrechtssystemen auf. Das Objekt vereint zwei historische Ebenen: Zum einen verweist das Schicksal des Auftraggebers auf die antisemitische Politik des Nationalsozialismus. Zum anderen zeigen die Trägerfiguren des Brunnens – drei Schwarze Männer, die eine weiße Tänzerin stützen – Kolbes Rückgriff auf koloniale Darstellungskonventionen und die damit verbundenen Hierarchien.
Das Georg Kolbe Museum bekennt sich als öffentliches Museum in Deutschland zu den Washingtoner Prinzipien, die 1998 eine Regelung für den Umgang mit NS-verfolgungsbedingtem entzogenes Kulturgut gefunden haben. Das wichtigste Ziel des Museums ist es, eine faire sowie gerechte Lösung gemeinsam mit den Nachfahren des ursprünglichen Eigentümers zu finden.
Weitere Infornmationen zum Thema finden Sie auf der Website des Georg Kolbe Museums (www.georg-kolbe-museum.de)