In neuem Licht
TheaterGemeinde sponsert Restaurierung eines bedeutenden Iffland-Porträts
Berlin hat 2005 nicht nur ein neues Mozart-Porträt (in der Gemäldegalerie am Kulturforum, Saal 54), sondern auch ein Iffland-Bildnis hinzugewonnen. Natürlich waren beide Gemälde der Fachwelt nicht vollständig unbekannt. Der Blick der breiten Öffentlichkeit aber wurde erst vor kurzem durch gezielte Recherchen, aufwändige Restaurierungen und Rückführung aus den Magazinen in den öffentlichen Raum wieder auf die kunst- wie theaterhistorisch wertvollen Dokumente gelenkt.
August Wilhelm Iffland (1759-1814) war einer der bedeutendsten Theatermänner der Goethe-Zeit. Er hatte den blutjungen Friedrich Schiller nach Mannheim geholt, dort dessen "Räuber" uraufgeführt (dabei selbst als aasiger Franz Moor brilliert) und für dessen "Luise Miller" den Titel "Kabale und Liebe" erfunden. Seit 1796 wandelte er die Berliner Wanderbühne in ein stehendes Theater mit festem Ensemble, sorgfältigen Inszenierungen und täglichen Aufführungen um und überredete König Friedrich Wilhelm II., den 1817 abgebrannten Vorgängerbau des heutigen Schauspielhauses am Gendarmenmarkt zu errichten.
"Groß", schreibt Goethe, der den Schauspieler, Dramatiker und Theaterleiter wiederholt zu Gastspielen an sein eigenes Theater nach Weimar einlud, "war der Einfluss seiner Gegenwart, seines belehrenden, hinreißenden, unschätzbaren Beispiels, denn jeder Schauspieler musste sich an ihm prüfen, indem er mit ihm wetteiferte.“
Sein dem Berliner Tischbein-Schüler Friedrich Georg Weitsch (1758-1828) zugeschriebenes Porträt hing bis 1935 im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, kam anschließend in das Berliner Theatermuseum und nach dem Zweiten Weltkrieg auf ungeklärten Wegen ins Magazin der Gemäldesammlung Alte Meister, wo es von der Berliner Theaterhistorikerin Ruth Freydank identifiziert werden konnte. Die Leinwand war in erbärmlichen Zustand. Sie wies zahlreiche Beschädigungen, Farbverluste und unsachgemäße Retuschen auf. Im unteren Drittel fehlte die Farbe (einschließlich der Signatur des Malers) ganz. Offenbar hatte es längere Zeit im Wasser gestanden.
Da die Generaldirektion Preußischer Kulturbesitz keine Mittel für die Restaurierung aufbringen konnte, sprang die TheaterGemeinde Berlin ein und übernahm nicht nur diese Kosten, sondern stiftete auch den Glaskasten, der das wertvolle Porträt an seinem neuen Aufstellungsort schützt. Ab 31.Mai 2005 ist es wieder in der Kassenhalle des ehemaligen Schauspiel-, heutigen Konzerthauses zu sehen.
Boris Kehrmann (Spielplan-Magazin, August 2005)