Einfach mehr Kultur erleben. Mit dem Kulturservice der TheaterGemeinde Berlin

Kundenservice Mo bis Fr 10–17 Uhr

030 21 29 63 00

Kunst

Veranstaltungstipp

Yasmina Rezas „Kunst“, hat Udo Samel oft gesagt, sei kein Stück über Kunst. Sondern über Freundschaft. Der Mann muss es wissen, schließlich stand er in Felix Praders legendärer Schaubühnen-Inszenierung der scharfsinnigen französischen Boulevardkomödie, die später ans Renaissance-Theater übernommen wurde, in 20 Jahren mehrere hundert Male auf der Bühne. Klar gilt diese „Kunst“-Version hierzulande als Maß aller Dinge. Dass aber trotzdem gewinnen kann, wer sich an Rezas Frühwerk wagt, beweist am Hans Otto Theater in Potsdam Intendant Tobias Wellemeyer. Der bringt das Stück über die zerwürfnisreiche Bildbetrachtung dreier Freunde mit frischem Blick und toller Besetzung auf die Bühne. Und lässt darüber fast vergessen, dass um Rezas Konversationsfarce ihrerzeit erbitterte Kontroversen tobten, ob hier nicht reaktionärer Geist durch die Interieurs der feinen Gesellschaft wehe, ob nicht die moderne Kunst pauschal verunglimpft werde. Was schon damals eine ziemlich humorferne und oberflächliche Sicht der Dinge war. Bernd Geiling spielt nun in Potsdam im schlichten und leicht wandelbaren Bühnenbild von Alexander Wolf den Dermatologen Serge, der für 200.000 Francs (ja, wir befinden uns in der Prä-Euro-Epoche!) ein Bild erstanden hat. Der Knackpunkt: es ist weiß. Und sonst nichts. Weswegen Serges bester Freund Marc (Jon-Kaare Koppe) ihm sehr undiplomatisch zu verstehen gibt, dass er die monochrome Leinwand nicht etwa für ein Zeugnis frühpostmoderner Intellektualität hält. Sondern für „einen Scheiß“. Einen überteuerten noch dazu. Was die fünfzehnjährige Freundschaft der beiden nicht einfach nur auf die Probe stellt. Sondern mit Vulkanwucht erschüttert. Auch der hinzu gerufene Dritte im Männerbunde, das Neurosenbündel Yvan (Philipp Mauritz), vermag den erbitterten Streit nicht zu schlichten. Sondern setzt sich als gewundener Aushilfsdiplomat eher zwischen die hochpreisigen Stühle. So nimmt in Wellemeyers versierter Regie eine hoch amüsante Variation über Rezas Lieblingsthema ihren Lauf – wie dünn der Firnis unserer vermeintlichen Kultiviertheit ist. Patrick Wildermann

Kartenbestellung