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Wunschkinder

Veranstaltungstipp

Gestern ein Wonneproppen, heute ein Kotzbrocken. Eine Erfahrung, die nicht wenige Eltern mit ihren heranwachsenden Kindern machen. Prompt setzt das große Zähneklappern ein: Was haben wir bloß falsch gemacht? Vor eben dieser Frage stehen auch die Eltern im schönen Stück „Wunschkinder“ des Berliner Autorenpaars Lutz Hübner und Sarah Nemitz. Das hat jetzt Regisseur Torsten Fischer am Renaissance-Theater zur geglückten Premiere gebracht. Die wahrt sowohl die beklemmende Realitätsnähe des „Wunschkinder“-Szenarios, als auch dessen bissigen Dialogwitz.

In der gehobenen Altbauwohnung mit Flügeltür und Turnringen (Ausstattung: Herbert Schäfer und Vasilis Triantafillopoulos) bummelt der 19-jährige Marc (Arne Gottschling) in Unterhosen durch seinen kurzen Tag, bevor er abends Feiern geht. Statt sich um Studienplätze und andere karriereanbahnende Maßnahmen zu bemühen, futtert der Filius seinen Eltern den Kühlschrank leer und tippt auf dem iPhone rum. Ein klarer Fall von Wohlstandsverwahrlosung. Besonders Vater Gerd (Klaus Christian Schreiber), leitender Ingenieur mit Geld, dreht ob der Perspektivlosigkeit seines Sohnes durch. „Man redet, man baut goldene Brücken, und was sitzt neben einem? Totes Fleisch. Ein Teenager“.

 Mutter Bettine – Simone Thomalla – betrachtet die Lage deutlich milder und pampert den Buben lieber. Der dankt es den Eltern, indem er seine neue Freundin Selma (Emma Lotta Wegner), eine aufgeweckte Linksaktivistin, nach kurzer Beziehungszeit schwängert. Da bahnt sich ein munterer Überforderungs-Reigen an. Zumal Selmas Mutter (fulminant: Judith Rosmair) schwere psychische Probleme hat und auf die Tochter angewiesen ist. Bettine freut’s. Die unausgelastete Hausfrau sieht schon spätes Ersatzmutter-

In kurzweiligen zwei Stunden verhandelt Regisseur Torsten Fischer die geballten Projektionen, Erwartungen und Enttäuschungen, die in diesem ödipal aufgeladenen Clash der Generationen untherapiert aufeinander prallen. Wer dabei den größten Schaden hat, darf der Zuschauer entscheiden. Patrick Wildermann

Wir haben die Karten: www.tg-berlin.de/nc/tickets/ticketauswahl/insz/800902E5-96A6-E611-80B5-001C42C40C96.html