The English Concert / Vesselina Kasarova
VeranstaltungstippV. Kasarova singt Händel, The English Concert spielt Haydn
Im Mai 2011 triumphierte Vesselina Kasarova als Dalila an der Deutschen Oper Berlin. Nun ist die bulgarische Mezzosopranistin mit sechs Händel-Arien im Konzerthaus zu hören. Auf dem Programm stehen Auszüge aus den Opern „Alcina“ und „Ariodante“, beide 1735 am Londoner Covent Garden uraufgeführt.
Die berühmteste der sechs Nummern, ein Wunschkonzert-Hit, ist die traumhaft schöne Arie „Verdi prati“, in der der traurige Kreuzritter Ruggiero die paradiesische Insel der heidnischen Zauberin Alcina besingt, der er verfallen ist. Er sieht den Untergang all dieser Schönheit voraus, wenn er seiner Liebe entsagt, um seine Christenpflicht zu erfüllen, das Heilige Grab in Jerusalem aus der Hand der Ungläubigen zu befreien. Dem bronzenen Timbre und dem Temperament der Sängerin kommt die weiche Melancholie dieses Ohrwurms entgegen. Mit der hochvirtuosen Arie „Sta nell’ircana“ reißt sich der Held gegen Ende der Oper seine Liebe aus dem Herzen, um ein für alle mal mit Alcina Schluss zu machen. Der heroische Gestus dieses Entschlusses drückt sich in atemberaubenden Koloraturen und überreichen Verzierungen aus, die es der Sängerin erlauben, ihre Geläufigkeit unter Beweis zu stellen.
„Ariodante“ spielt nicht vor den Toren Jerusalems, sondern erzählt die Vorgeschichte eines der Kreuzritter im nebligen Schottland. Dort wäre er fast wahnsinnig geworden, weil ein Nebenbuhler die Ehre seiner Braut in den Schmutz zog. Mithilfe eines Gottesurteils ließ sich deren Unschuld jedoch beweisen. Kasarova beginnt ihren Durchgang durch dieses „Dramma per musica“ mit einem kurzen Arioso, einer bezaubernd melancholischen Naturschilderung aus dem 1. Akt, geht dann zur anrührenden Klagearie des 2. Akts über, ein überirdisch schönes Largo von 12 Minuten Länge, um dann mit «Dopo notte» und brillanten Koloraturen über das Böse zu triumphieren. The English Concert unter Andrew Bicket steuert außer den Ballettmusiken Haydns Tageszeiten-Sinfonien („Morgen“ und „Abend“) bei. bke