Opernwerkstatt: Die Liebe zu den drei Orangen
VeranstaltungstippWie kommt ein Spielplan zustande? Dietmar Schwarz wollte unbedingt eine Inszenierung des kanadischen Regisseurs Robert Carsen in seiner ersten Spielzeit an der Deutschen Oper haben. Carsen wollte unbedingt Prokofjews „Liebe zu den drei Orangen“ machen, „eine der wenigen Opern, die er noch nicht inszeniert“ habe. Dass das personalintensive Stück 14 Jahre erfolgreich an der Komischen Oper läuft, habe ihm zunächst zu Denken gegeben. Aber warum soll Berlin nicht zum Interpretationsvergleich laden?
Carsen setzt mit der sprühenden Satire nach dem italienischen commedia-dell’artisten Gozzi und dem sowjetischen Theaterrevolutionär Meyerhold aus dem Jahre 1921 den Weg fort, den er mit seiner beliebten „Ariadne auf Naxos“ - vor drei Jahren auch in Berlin - eingeschlagen hat. Parodierte er dort den modernen Ballett-Betrieb (Vorspiel) und Pina Bauschs Tanztheater (Oper), möchte er nun die Theaterstile durchdeklinieren, die Regisseuren heute zur Wahl stehen. Brechts Berliner Ensemble und das Epische Theater kommen vor, Castorfs Stück-Dekonstruktionen an der Volks- und das edel modernisierte Literaturtheater Thomas Ostermeiers an der Schaubühne. Das Vorspiel von Prokofjews wunderbarer Opernsatire zeigt den Kampf des Publikums um das von ihm favorisierte Theater. Die Komiker wollen Unterhaltung und stürmen die Berliner Musical- und Boulevardbühnen. Und die, denen es um Stars und Glamour geht, drängeln sich am Roten Teppich der Berlinale.
Kein Wunder, dass Carsen seine Abrechnung mit der Theatergeschichte und –gegenwart in Berlin zeigen möchte. Hier ist theatergeschichtlich fruchtbarer Boden. Hier wurden Theaterlegenden geboren, hier tummelten sie sich. Hier also müsste man seine Anspielungen noch aus eigener Anschauung verstehen können. In der Opernwerkstatt am 20. November, 18.30 Uhr, stellen wir Ihnen Stück und Regiekonzeption bei einem Probenbesuch und Gespräch mit den Beteiligten vor. bke
Karten zu € 5,- ausschließlich an der Kasse und über die Website www.deutscheoperberlin.de der Deutschen Oper.