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Opernwerkstatt zu Rigoletto

Veranstaltungstipp

Wenn der Vorhang aufgeht, schauen wir in den Zuschauerraum. Das ist ein Theatertrick aus dem 18. Jahrhundert. Pirandello hat ihn erneuert. Opernregisseure verwenden ihn seit 30 Jahren wieder gern – in Berlin zuletzt Lorenzo Fioroni („Turandot“) und Kryzstof Warlikowski („The Rake’s Progress“). Jan Bosse schloss vor 2007 in seinem „Werther“ am Gorki-Theater den Zuschauerraum mit einer vierten Wand ab und ließ während der Vorstellung den Foyer-Spiegel auf die Bühne transportieren, auf dass wir uns beim Betrachten betrachten. Das Theater handelt vom Theater und die Oper von der allmählichen Verfertigung der Oper beim Singen/Spielen. Diese „Selbstreflexivität“, die sich mehr für die Realität der Darstellung als für die Realität des Dargestellten interessiert, ist postmodern. Sie treibt heute viele Regisseure um.

Die Zutaten der Oper Rigoletto bestehen für Bosse aus glaubwürdigen Figuren und einer unglaubwürdigen Geschichte. Die Figuren sind Typen. Theatertypen. Archetypen. Laut Regiekonzept drei: 1. der Verführer (Herzog), der nicht nur Gilda, sondern auch das Publikum verführt, mit dem Charme seines Gesangs nämlich. In Wirklichkeit ist er ein Despot. 2. der mittlere Charakter (Rigoletto), der halb gut, halb böse ist. Mitleidlos verspottet der Mitläufer die Opfer seines Herrn, hofft aber im Reich des Bösen selbst eine Insel des Guten bewahren zu können. 3. der Engel, die reine Unschuld (Gilda). Auch sie ist unschuldig nur durch und in Gesang.

„Ihre emotionale Glaubwürdigkeit gewinnt die Geschichte durch Verdis Musik“, schreibt Bosse. Die Hauptperson ist also die Musik. Ein Regisseur, der zeigen möchte, wie „Rigoletto“ funktioniert, muss zeigen, wie uns Verdis Musik verführt. Wie sie uns verführt, an einen „romantischen Schauerroman“ mit Figuren von der Stange zu glauben und von ihm ergriffen zu sein. Die Opernwerkstatt am 9.4., 18.30 Uhr, zeigt Ihnen, wie Bosse probt und lädt zur Diskussion mit dem Team ein. Karten nur an der Kasse der Deutschen Oper. bke