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Zum Ende der Ära Homoki

Veranstaltungstipp

Im Juli verabschiedet sich Andreas Homoki nach neun Intendantenjahren von der Komischen Oper Berlin, um die Leitung des Zürcher Opernhauses zu übernehmen. Beim Komische Oper Festival kann man in der ersten Juli-Woche noch einmal die Neuproduktionen der auslaufenden Spielzeit sowie Andreas Homokis Inszenierung (Spielzeit 2010/11) „Die Meistersinger von Nürnberg“ Revue passieren lassen.

Äußerst bedauerlich ist, dass der 31-jährigen GMD Patrick Lange Berlin mit Blick auf andere Aufgaben verlässt. Mit seinen aus Offenbachs Geist gleichermaßen leicht, witzig und stimmig dirigierten Meistersingern von Nürnberg hat er vor zwei Jahren ein unvergessliches Zeichen gesetzt. Homoki inszenierte die philosophische Komödie im „Max und Moritz“-Stil mit einem urkomischen Beckmesser (Tom Erik Lie), einem jungen Sachs (Tomas Tomasson) und einer Gartenzwerg-Riege der Meister; Marco Jentzsch singt den Stolzing.

Unvergesslich auch Langes Freischütz-Ouvertüre, die Düsteres, Helles und Inniges mischt. In Calixto Bieitos Inszenierung schnüffelt dazu eine Wollsau im Laub nach Eicheln: Ein schönes Bild unheimlicher, animalischer Natur. Später setzt es sich im alptraumhaften Bühnenbild und Licht fort. Leider hat Bieito sämtliche Dialoge gestrichen, sodass das Stück zum kostümierten Wunschkonzert verkümmert. Max turnt nach dem Teufelspakt bis zum Ende der Oper splitterfasernackt durchs Gehölz – eine entbehrliche Effekthascherei. Da auch der Bieito-typische Sadismus nicht fehlt, ist die Empfehlung der Komischen Oper angebracht, die Aufführung nicht mit Jugendlichen unter 16 Jahren zu besuchen.

Familientauglich ist hingegen Das schlaue Füchslein, das Homoki mit vielen Tiermasken auf permanent rotierender Drehbühne inszeniert hat. Ob unvorbereitete Besucher verstehen, dass alternde, vom Leben enttäuschte Menschen hier ihre Sehnsüchte permanent auf die Tiere des Waldes projizieren? Ein Schau-Spektakel ist die Produktion auf jeden Fall.

 In der Premiere von Sebastian Baumgartens Carmen überzeugte Stella Doufexis in der Titelrolle. Nun übernimmt Katarina Bradic die Partie beim Komische Oper Festival. Baumgarten siedelt die Liebestragödie in einem von ETA-Bomben terrorisierten Spanien an, in dem der Voodoo-Aberglauben floriert und der Weg vom Stierkampf zum Frauenmord nicht weit ist. Hinter dem Kulissenzauber steht die Frage, ob schwache Männer starke Frauen wirklich ertragen können und wie stark der Macho Escamillo eigentlich ist.

Wer Stella Doufexis erleben möchte, darf Stefan Herheims Xerxes nicht verpassen. Die Händel-Oper hatte zwar erst nach Redaktionsschluss Premiere. Der norwegische Regie-Star, der mit seinem „Parsifal“ Bayreuther Festspiel-Geschichte geschrieben hat, verspricht aber auf alle Fälle pralles Theater auch für diejenigen, die das Trommelfeuer seiner Assoziationen nicht auf Anhieb verstehen.

Aubers Das bronzene Pferd  wartet mit heiterer Musik und einem aufwendigen China-Salon auf, leidet aber stellenweise unter der Detailversessenheit des Regisseurs Frank Hilbrich und den mit überflüssigem Tiersex(-Humor?) angereicherten Szenen.

Dem Ballet chanté Die sieben Todsünden von Weill/Brecht hat der Regisseur und künftige Intendant Barrie Kosky als Einstimmung acht Weill-Lieder vorangestellt. Kosky hat den Abend ganz auf Dagmar Manzel zugeschnitten, die das Publikum als Sängerin und Tänzerin zu begeistern weiß.