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Foto: David Baltzer
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25 Jahre Theater Thikwa

Veranstaltungstipp

Ein Jubiläum ist selbst an einem Haus etwas Besonderes, an dem es nichts Gewöhnliches gibt. Theater Thikwa feiert seinen 25. Geburtstag. Vier Monate lang und unter dem schön provokanten Motto „Bereichert euch!“ Das Plakat dazu zeigt eine Thikwa-Performerin, die einen Berg Geldscheine mit der Kettensäge zerlegt. Der Wahlspruch ist ja auch nicht finanziell gemeint, sondern ideell. Die Bühne an der Fidicinstraße 40 verlässt man garantiert um eine inspirierende Erfahrung reicher, als man hingegangen ist.

 Das inklusive Theater, wo behinderte und nichtbehinderte Profis zusammen auf der Bühne stehen, ist zwar nicht das einzige seiner Art. Es gibt in Berlin zum Beispiel noch RambaZamba, oder in Zürich die Kollegen vom Theater Hora. Aber Thikwa (nach dem hebräischen Wort für Hoffnung getauft) fällt auch innerhalb der eigenen Szene aus dem Rahmen: experimentierwütig, grenzsprengend und garantiert jedes Mal überraschend.

 Mit der Produktion „Kaspar Hauser – Im Stehen sitzt man besser“ fing vor 25 Jahren alles an. Claudia Vogt war damals die Initiatorin des Thikwa-Unternehmens, der heutige Theaterleiter Gerd Hartmann sah die Geburtsstunde noch als Theaterkritiker – und war hingerissen. Was da stattfand, war ein absolutes Novum – und Anlass hitziger Debatten. Die gibt es bis heute, wenn mal wieder Bedenken bezüglich der Autonomie und Ironiefähigkeit der Thikwa-Performer aufkommen. Viele Zuschauer hätten immer noch falsche Hemmungen, findet die künstlerische Leiterin Nicole Hummel.  

 Die Thikwas geben darauf die einzig richtige Antwort: verstörend gute Kunst. Wie aktuell mit der Arbeit „Biofiction – Wo endet das wirkliche Leben?“, die Regisseur Gerd Hartmann im Rahmen der „Bereichert euch!“-Reihe mit dem inklusiven Moskauer Theaterstudio Kroog II erarbeitet. International ist Thikwa schließlich längst bestens vernetzt. Oder wenn man in „Protokoll Pankow“ das langjährige Ensemblemitglied Peter Pankow kennenlernt – in einem wilden Ritt zwischen Realität und Fiktion. Um nur aus dem Leben zu erzählen, dafür haben sie bei Thikwa viel zu viel Phantasie.

Patrick Wildermann