Einfach mehr Kultur erleben. Mit dem Kulturservice der TheaterGemeinde Berlin

Kundenservice Mo bis Fr 10–17 Uhr

030 21 29 63 00

Foto: Ingo Woesner
Foto: Ingo Woesner

Der Kaufmann von Venedig!

Veranstaltungstipp

Zu den großen Sommerspäßen zählt dieser Shakespeare nicht gerade. Für die Freiluftsaison sind ja eigentlich die erotischen Tändeleien à la „Was ihr wollt“ oder „Wie es euch gefällt“ reserviert. Aber „Der Kaufmann von Venedig“? Dieses nur mit morbider Lust Komödie zu nennende Stück, in dem „der berüchtigste Publikumsspalter der europäischen Theatergeschichte“ auftritt? So beschrieb Ivan Nagel den Juden Shylock, den sein Autor gewiss nicht mit einem Übermaß an sympathischen Zügen ausgestattet hat. Die Shakespeare-Company Berlin wagt sich trotzdem an diese „dark comedy“. Und gewinnt! Mit nur sechs Schauspielern in der Regie von Michael Günther belebt die freie Truppe, die im Schöneberger Südgelände ihre Open-Air-Bühne nebst Schlechtwetter-Lokhalle betreibt, das venezianische Spiel mit der Zwangsjacke des äußeren Scheins. Und umschifft dabei souverän die Antisemitismus-Untiefen, die den Company-Leiter und Übersetzer Christian Leonard zu Recht von einem „komplexen und komplizierten Stück“ sprechen lassen.

Auf der schwarz gehaltenen Bühne mit zwei aneinander vorbeilaufenden Stegen (Baumeisterin: Miriam Braunstein) werden Kaufmann Antonio (Oliver Rickenbacher) und Kontrahent Shylock (Stefan Plepp) vor allem als düstere Zwillinge kenntlich. Nicht nur, weil sie beide knöchellange Herrenröcke zum blassen Teint tragen (Kostüme: Gabriele Kartmann). Sondern weil sie vereint sind in Einsamkeit. Antonio ist ja so heimlich wie aussichtslos in Bassanio (Daniel Schröder) verliebt, dem er mit geliehenem Geld die Reise zur schönen Portia (Vera Kreyer) finanziert. Und Shylock, der für seinen Kredit das berüchtige Pfund Fleisch „nahe dem Herzen“ als Bürgschaft verlangt, ist als Jude in dieser Gesellschaft sowieso ein Paria. Aber keine Angst. Zuviel der Schwere mutet die Shakespeare-Company bei allem Ernst ihren Sommergästen auch nicht zu. Fürs Volkstheater-Flair sorgt vor allem das muntere Freien um die toughe Portia, die am Ende in Maskerade ihrem eigenen Recht zum Sieg verhilft. Auch das ist „Der Kaufmann von Venedig“ schließlich: ein Stück für starke Frauen! Patrick Wildermann

Kartenbestellung